Wrong turn live
Wer
den Film nicht kennt: Eine Gruppe junger Amerikaner landet im Wald und wird
Person um Person von Aussätzigen
getötet
und verspeist.
Uns erging es (fast) genauso.
(Nur
ohne Aussätzige, Wald... und okay, Amerikaner sind wir auch nicht)
Ja. Heute können wir drüber lachen. Damals hatten wir
Todesangst.
Nicht übertrieben (okay, vielleicht ein bisschen).
Unsere
muntere Gruppe, bestehend aus meinem Onkel, meinem zweiten Onkel, meiner Tante,
deren beiden Kindern, meiner Mutter und ihrem Freund - und natürlich Tatjana und
mir, wollte eine Bootstour machen. Bewaffnet mit zwei “echten” Booten und einem
Paddel-Aufblas-Ding
machten wir uns auf den Weg.
Tatjana und ich natürlich im Paddel-Aufblas-Ding. Hürde eins: Mithalten. Während
die Anderen in den Holzbooten binnen Sekunden
ca. 2 km
weit weg geschippert waren, drehten Tatjana und ich uns fröhlich im Kreis. Das
Aufblas-Ding ließ sich nicht lenken. Und wenn es mal in eine Richtung trieb,
dann in die Büsche, welche gleich
unzählige Spinnen
regnen ließen. (Habe ich meine tierische Panik vor Spinnen erwähnt?)
Kurze Zeit später drang dann Wasser in unser Aufblas-Ding.
Toll.
Dann
verloren wir auch noch die Anderen.
Wir paddelten rund 20 Minuten in die falsche Abzweigung, bis wir auf die Idee
kamen, dass es unmöglich sein konnte, und wir zurück paddelten. Als wir die
Anderen endlich dazu gebracht hatten zu warten, strukturierten wir um. Meine
Mutter, Tatjana und ich im Holzboot. Und mein Onkel und der Freund meiner Mutter
im Aufblas-Ding (welches gefährlich nach unten sank).
Nachdem es also weiterging erwähnte mein Onkel
mal
eben nebenbei,
dass aus dem See neulich erst
Piranhas
gefischt wurden, die wohl irgendein Irrer ausgesetzt hatte. Schön das wir das
auch mal erfahren. Seit dem Zeitpunkt starrten Tatjana und ich also nur noch
gebannt ins Wasser - bereit gleich
Haie,
Piranhas, Seemonster
und
Megalodons
(20 Meter Haie) auftauchen zu sehen.
Dann kamen wir an eine “Kreuzung” (Ein Baum lag im Wasser und lies uns die
Auswahlmöglichkeit nach Links oder nach Rechts zu paddeln.)
Rechts.
Falsch.
Das
Wasser wurde zu seicht. Tatjana und ich stiegen aus (immer noch nach Piranhas
Ausschau haltend), um das Boot zurück ins tiefere Wasser zu zerren. (Meine
Mutter rauchte derweil im Boot sitzend eine Zigarette).
Wer
denkt das sei das lebensgefährlichste gewesen, der irrt. Schon bald war unser
Boot ganz vorne.
Wieder
eine Abzweigung.
Diesmal eine echte. Diesmal war es laut meinem Onkel aber wirklich rechts. Wir
paddelten an einem Schild vorbei, auf dem die Aufschrift
“Lebensgefahr”
zu
lesen war. Wieder drehten Tatjana und ich uns panisch um. “Jaja, nur weiter...
ist schon richtig” antwortete man uns von hinten.
Und da war sie... die Lebensgefahr...
Ein Tunnel. Welches ca. 50 cm Oberfläche von Wasser zu Tunnel ließ. Es ragten
Nägel
nach unten, und
Spinnen
hingen dort, sodass wir uns ins Boot legen mussten, um uns nicht ernsthaft weh
zu tun.
Als
wir das überstanden hatten, und uns wie Graf Dracula aus einem Sarg wieder
erhoben sahen wir eine Art
10 Meter
Wasserfall,
welcher unten mit Felsen gespickt waren. Tatjana und ich ließen wieder die Panik
hoch kommen und sprangen aus dem Boot um es an Land zu ziehen. (Dabei
verlor Tatjana ihren Schuh und ich schnitt mir den Fuß auf)
Nachdem Tatjana und ich nach unten gesehen hatten (es
wäre wirklich schmerzhaft ausgegangen,
hätten wir den Wasserfall nicht schnell genug bemerkt) warfen wir meinem Onkel
tödliche Blicke zu. Dann schleppten wir unsere Boote rund
45 Minuten lang durch den Wald
(Bei der Gelegenheit wurden die alten Spinnen aus den Booten geworfen - neue
Spinnen aus dem Wald fielen dafür hinein)
Wir waren alle den Tränen nahe.
Mein
Fuß blutete.
Tatjana war mit einem Fuß barfuß unterwegs.
Das letzte Stück verlief weitgehend unproblematisch.
Alle
schwiegen sich an.
Bereit den nächsten, der etwas sagte, unbarmherzig zu zerfleischen. Jaja, meine
Familie...
Die
einzigen, die die Bootsfahrt super toll gefunden hatten, waren Niki und Jana,
meine Cousins. Die Beiden lachten und wollten am liebsten noch mal fahren.
Tatjana und ich schworen uns, so was nie wieder zu machen.
Jetzt,
2 Jahre später sind wir immer noch der selben Meinung.
Eure
Marina (2005/06)
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