Schlaf ... oder so ...
Am Ende des langen, langen, langen,
schwarzen Tunnels befindet sich ein Licht. Ich schwebe auf es zu. Ich erreiche
es.
Ja, richtig. Die Herbstferien!
Doch bevor ich das Licht
erreichte, sollte ich noch mal durch alle Schikanen des Alltags getrieben werden
bzw. durch alle Schikanen einer schlaflosen Nacht...
Donnerstag vor den Ferien
- nachts. Ich war gerade am Einnicken (das tollste Gefühl der Welt ist es, wenn
man in diesem Bereich zwischen Schlafen und Wachsein taumelt. Achtet mal drauf.)
als es an der Tür klingelte. Ich starrte gebannt auf meine Uhr - 00:32 Uhr -
dann auf meine Zimmertür. Ich habe aus Gründen, die ich an dieser Stelle nicht
nennen will, immer ein Messer im Zimmer...
(Na gut, ich nenne sie doch: Damit schneide ich meine allabendliche
Marzipanstange und weil ich zu faul bin dann noch mal in die Küche zu gehen,
bleibt es fröhlich auf meinem Tisch liegen). Ich starrte auf das Messer, dann
wieder auf meine Tür.
Ich war bereit, von einem Geisteskranken, einem Massenmörder, einem perversen
Irren, einem religiösen Irren oder einem Vertreter angesprungen zu werden, doch
nichts dergleichen geschah.
Um schwerwiegende Trommelfellschäden vom ewigen Klingeln zu vermeiden, taumelte
ich also müde zum Küchenfenster und sah nach unten. Genervt rief ich ein
"Ich will nichts kaufen, wir haben alle Rechnungen bezahlt, ich will meine
Religion nicht wechseln, was wollen Sie?"
Schweigen.
"Mach mir bitte die Tür
auf!" rief jemand
von unten. "Häh?!"
Ich versuchte
krampfhaft die Stimme zuzuordnen. Geisteskranker? Massenmörder? Perverser Irrer?
Religiöser Irrer? Vertreter? Sasha! Im Schneckentempo schlich ich zur Tür,
drückte auf, ging in mein Zimmer, checkte mein Aussehen -
zerwühltes Haar, schlechter
Teint, perfekt um
Sasha klar zu machen, dass ich schon geschlafen hatte.
Ich sah ihn mit einem
Blick an, der alles Lebende im Umkreis von 2 km hätte töten können, bat ihn aber
trotzdem unhöflich herein.
"Rate wie spät es ist."
zischte ich,
während Sasha sich quasi häuslich einrichtete (also seine Schuhe und seine Jacke
auszog und sich an meinen Tisch setzte)
"00:45. Ich hab mich
ausgesperrt. Es ist keiner daheim."
"Deshalb weckst du mich?"
Ich sah ihn
ungläubig an.
Es wäre ein Grund gewesen mich zu wecken, wenn
Brad Pitt
darum gebeten hätte, bei
Sasha einziehen zu können oder wenn es eine
weitere Staffel von SatC
geben würde oder
wenn Sasha gerade eine
Lottomillion
gewonnen hätte, die er freundlicherweise mit mir teilen wollte, aber deshalb?
"Und anstatt dir
eine nette Parkbank zu suchen, rüttelst du deine beste Freundin aus dem Bett..."
"Na klar!"
grinste er,
"Nett, dass du mir deine
Schlafcouch zur Verfügung stellst!"
Meine Kinnlade klappte für ein paar Sekunden nach unten. Wie konnte er? Warum
hätte kein Geisteskranker, Massenmörder, perverser Irrer, religiöser Irrer oder
gar ein Vertreter klingeln können?
Ich gab ihm freundlich zu
verstehen, dass er den Boden haben könne (Also eigentlich fauchte ich etwas,
lies Decke und Kissen zu Boden fallen und zeigte darauf) und legte mich selbst
wieder auf meine Couch. Es dauerte fünf Minuten...
"Rini? Hey? Schläfst du
schon?" - und
wieder wurde ich aus diesem tollen nicht-wach-nicht-schlaf Gefühl gerissen und
auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Der Schlaf würde heute rar
ausfallen... "Ja."
gab ich gequält
von mir, in der Hoffnung jetzt endlich meine Ruhe zu haben.
"Na dann... Ich mach mir
einen Pudding, bist du noch fähig einen mitzuessen?"
Ich murmelte etwas, das
weder als freundlich noch als sauer gedeutet werden konnte, bis mir einfiel,
dass Sasha gerade bei mir zu Hause war. Er würde also nicht seine Küche
zerstören, sondern meine. Genervt schälte ich mich also erneut aus dem
Bett und verabschiedete mich im Inneren schon für die nächsten 20 Stunden davon.
Ich behielt Recht. Den Rest der Nacht verbrachten wir mit Pudding essen,
Comedy-Shows-Wiederholungen schauen, uns gegenseitig mit Wattebäuschen bewerfen
und letztendlich - so gegen 06.00 Uhr - nickte ich dann ein. Als um 06:30 Uhr
der Wecker klingelte, war ich kurz in der Versuchung Sasha mit dem
Marzipan-Messer vertraut zu machen, doch dann wurde mir bewusst, das Mord
strafbar ist... und dass ich ja Schule habe... ein letztes Mal.
Fazit:
Lasst nach 23:00 Uhr nie jemanden zu euch! Egal wie lange und gut ihr ihn kennt!
Er will euch nur um Schlaf und Nerven bringen!
Eure
Marina (2005/06)
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