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(Chefredakteurin von 2003 - 2007)


Marina Jones herself


Donnerstags ist der Tag in der Woche, der nach dem Montag ganz unten auf der Beliebtheitsskala steht. Warum? Ich habe 7 Schulstunden. Zwei davon Sport. Letzten Donnerstag wurde das Gefühl des totalen Nervenzusammenbruchs noch dadurch verstärkt, dass mir das geschah, was in Comedyserien immer mit Kinderwägen passiert... 

Ich fuhr kurz nach zwei halbtot mit der Straßenbahn nach Hause. Nach 25 Minuten laufen und anschließend Volleyball sah ich dementsprechend aus. Mir tat die Hand weh, ich hatte in der Hektik des Ich-muss-meine-Straßenbahn-noch-erwischen meinen Pulli falsch rum angezogen und als ich keuchend an der Straßenbahn ankam war natürlich kein Sitzplatz mehr frei... 

Ich stellte mich also in den engen Gang, gegenüber von einem alten Mann und neben einen ca. 19 Jahre alten Schüler/Studenten. Total geschafft stellte ich meinen schwarzen Eastpak (Ja, seit Neustem hab ich jetzt auch einen, auch wenn ich mich als YPSO-Vertreterin immer dagegen gewehrt habe... der Reißverschluss meines Rucksackes hat sich nämlich dazu entschlossen kaputt zu gehen) vor mir auf den Boden.  

Normalerweise reise ich ja mit meiner Mobicard, für die ich jetzt zwar keine Schleichwerbung machen will, die aber total nützlich ist. Gestern war diese jedoch ausgelaufen und ich war noch nicht dazu gekommen, mir eine neue zu holen. Also - Streifenkarte.  

Ich kramte also meinen Geldbeutel aus dem Rucksack und fischte die Karte heraus. Ein hilfesuchender Blick an den Schüler/Studenten neben mir, der sich freundlicherweise bereiterklärte, auf meinen Rucksack aufzupassen, während ich mich durch knapp 200 Fahrgäste quetschte, die mit dem einzigen Ziel aufgestanden waren, um mir den Weg zum Entwertungsschalter zu versperren.
Als ich es endlich geschafft hatte, den richtigen Streifen zu entwerten, wurde auch schon
meine Haltestelle aufgerufen (Warum hab ich mir überhaupt die Mühe gemacht?) Die Türen gingen auf und ich flitzte hektisch zurück, griff nach meinem Rucksack, nickte kurz dankbar Richtung Schüler/Student und hüpfte aus der Strabah.
Ich ging zwei Meter bis zu der Ampel, die prinzipiell
immer auf rot geschalten ist, wenn ich über die Straße gehen will. Die Wartezeit nutzend kramte ich dann immer schon mal nach meinem Schlüssel. Und auch Heute wollte ich dieser Tradition nach gehen.

Aber der Rucksack, den ich um meine Schulter geschwungen hatte, sah irgendwie anders aus, als sonst. Er war zwar immer noch Eastpak. Und er war immer noch schwarz, aber irgendwas war hier falsch. Als ich den Reißverschluss öffnete und mir das Buch “Psychologie für Anfänger” in die Augen lächelte war mir endgültig klar, dass das nicht mein Rucksack war.
Geschockt stand ich bestimmt eine Minute da. Die Fußgänger hinter mir
beschimpften und verfluchten mich, weil ich im Weg stand, aber das interessierte mich gar nicht allzu sehr. Plötzlich kam mir ein verrückter, idiotischer, unmöglicher, schrecklicher, tödlicher Geistesblitz: Renn. 

Ich hatte Heute schon genug Sport gemacht. Viel zu viel eigentlich. Aber ich rannte los. Die kleinen Abkürzungen entlang, quer über das Schulgelände der EWF (Erziehungswissenschaftliche Fakultät - es hört sich noch besser an, wenn die mechanische Stimme in der Straßenbahn das sagt...).
3 Stationen rannte ich einige Meter hinter der Straßenbahn her - wurde derweil von
2 Hunden angekläfft, von einer älteren Dame angeschrieen und von zwei Radfahrern um ein Haar überfahren, aber ich schaffte es die Straßenbahn am Doku-Zentrum abzufangen. 

Ich rollte mich Indiana Jones like in die Straßenbahn hinein und sah total fertig mit der Welt den Schüler/Studenten an. “Das ist wohl deiner, oder?” ich hielt ihm den Rucksack entgegen, den er grinsend entgegennahm. “Gefangenenaustausch?” grinste er und schob mir meinen Rucksack hin. Ich nickte kurz und betete insgeheim um einen 25 Liter Eimer Wasser oder besser ein Sauerstoffzelt.
“Danke für’s zurückbringen”
meinte er noch kurz und ich erwiderte ein “Immer wieder gerne” - was komplett erlogen war. Ich fuhr noch zwei Stationen mit, bis ich an dem kleinen Schleichweg war, durch den ich am Kürzesten nach Hause kommen würde. Der Schüler/Student heißt übrigens Timo, ist 20 Jahre alt uns studiert - nach eigener Aussage aus “purem Masochismus” Psychologie.  

Wenn ich jetzt mit der Straßenbahn fahre, umkralle ich meinen Rucksack wie nichts anderes. Die Leute halten mich für komplett übergeschnappt oder denken ich hätte sehr sehr wertvolle Ding ein meinem Eastpack. Eigentlich sind es ja nur Schulbücher und ähnliches, aber welcher Lehrer glaubt einem die Aussage “Ich habe Gestern aus Versehen den falschen Rucksack aus der Straßenbahn mitgenommen” schon? Und noch viel Wichtiger: Ich überlebe einen solchen Sprint mit Sicherheit nicht mehr.  

Und egal wie viele Wertsachen sich das nächste mal in meinem Rucksack wirklich befinden: Soll sie doch jemand anderes haben. Ich lerne derweil Psychologie für Anfänger. Vielleicht bekomm ich auf dem Wege auch raus, warum immer mir so was passiert - oder warum die Ampel prinzipiell immer auf Rot steht, wenn ich die Straße überqueren will... (

Eure Marina (2005/06)

 
     
 

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