Neues von der Kärwa-Front
Ich sehe mich
als Menschen, der sich mit allem und jedem gut versteht. Ich lächle sogar,
wenn ich jemanden nicht mag. Einfach aus Angst unhöflich zu sein. Doch eine
Person hat es jetzt geschafft, die liebevolle, nette, tolle, tolerante [räusper,
ich weiß, Eigenlob...] Seite an mir über Board zu werfen. Und das mit nur
einem Fetzen Papier....
Der Tag begann ja
ganz nett. Die Sonne strahlte über Großschwarzenlohe. Nichts dagegen. So gegen
Zehn rafften mich dann jedoch Blase, Hunger und Durst zugleich aus dem Bett
meines Freundes. Immer noch nichts Böses. Bis wir - Nachmittags, erneut von
Hunger geplagt und fest entschlossen diesen mit Cheeseburger und BigMacs zu
stillen - nach unten Richtung Auto schlenderten. Und was ich da vorfand übertraf
alles.
[Stellt
euch an dieser Stelle die Melodie aus “Der weiße Hai” vor - es wird etwas
gaaaaanz ganz schlimmes passieren]
An dem
Scheibenwischer des silbernen Mercedes hing ein Fetzen weißes Papier. Fast in
Zeitlupe - mit dem Blick eines Krimi-Polizisten, der einen dunklen Raum betritt
indem er gleich die Leiche eines Mädchen finden wird - und der Besorgnis von
Bridget Jones, die sich der gefürchteten Waage stellt. Und was ich fand,
übertraf alles...
[erneut
Musik]
Ein Zettel, auf dem
mit dicken, fetten, häßlichen Buchstaben ein Name stand (ein
WEIBLICHER! Name) - mit einem dicken, fetten,
häßlichen Herz umrahmt. Da ich den Namen dieser “Person” nicht nennen möchte,
nennen wir sie an dieser Stelle “Isi”. Man muss dazusagen, dass “Isi” meinen
Schatz schon längere Zeit mit SMS terrorisiert, damals noch diese netten
gespielten Lächeln bekommen, jetzt jedoch eindeutig die Schmerzgrenze
überschritten hatte. Das bedeutete Krieg. Und
der sollte am kommenden Freitag ausgetragen werden. Hart und Schlimm. Furchtbar
und Grausam. Auf der Kärwa.
Jeder Krieg braucht
eine Strategie - hat mein Geschichtslehrer immer zu sagen gepflegt, und das
wollte ich mir zu Herzen nehmen. Meine Strategie: Den gesamten Tag im Bad
verbringen. Aufgestylt wie Frau Monroe ihrer Zeit wollte ich mich anschließend
in HighHeels, Trägerlosem Top und Blue Jeans zur Kärwa begeben, dort auf ein
zwei Cola in Sehweite von “Isi” absitzen - und als triumphierende Gewinnerin aus
dem Krieg hervorgehen. Und gleich am Freitagmorgen um Acht Uhr ging es los.
Sicher, jeder, der davon erfuhr, meinte entsetzt “Ihr
geht um zehn auf die Kärwa - es reicht wenn du dich um neun fertig machst.”
- nix da. 12 Stunden Vorbereitung musste schon drin sein. Bush hatte sicher auch
12 Stunden Zeit den Irak-Krieg zu planen (ja, gut, schlechtes Beispiel - aber er
hätte sich sicher 12 Stunden nehmen
können...)
[jetzt
bitte die Mission-Impossible (oder wahlweise James Bond) Musik vorstellen]
Bepackt mit einer
Thermo-Teint-Hydro-Maske, zwei Gurkenscheiben, 3 Haarkuren (für coloriertes,
strapaziertes und trockenes Haar), einem Ganzkörperpeeling und
French-Nail-Schablonen an allen zehn Fingern lag ich in dem bequemen
Leder-Wipp-Liege meines Schatzes und lies es mir gut gehen (sicher, ich hätte
das auch im Bad machen können, wo man alles nur kurz abwaschen hätte brauchen,
aber warum, wenn es auch luxuriös geht?!) Mein Schatz saß derweil in einem
Ledersessel, beäugte mich skeptisch und schüttelte hin und wieder den Kopf. Dann
ging er Pasta kochen. Brav.
Nach 30 Minuten Einwirkzeit gewisser Packungen, die sich
- zugegeben - nur mit Hilfe von zwei Mann und
einem Spachtel wieder von mir entfernen ließen, 2 Stunden Haare machen, 1 Stunde
Make up perfektionieren und 6 Stunden üben (meine HighHeels mit Stöckelabsatz
und Riemchen werden wirklich nur in äußersten Notfällen aus dem
Waffen- äh, Schuhschrank geholt - aus gutem
Grund.) war ich endlich geh-fertig. Na ja. Zumindest war ich fähig zu stehen.
Mit dem gehen haperte es, aber wenn ich auf den Boden achten, und in einer
Geschwindigkeit von 3 km/h, fest an meinen Freund geklammert laufen würde, würde
ich es vielleicht schaffen mir nur einen Fuß zu brechen.
Die 3 Treppen durch
diverse Etagen des Schatzens-Hauses und die 10 Meter bis zum Familien-Parkplatz
gestalteten sich schwerer als gedacht und nach einigen Sekunden stand fest:
Krieg fordert Opfer: Als ich in ein Erdloch
tappte verfing sich mein Fuß darin - der andere in meiner Jeans und als ich mich
an den Boden abstützen wollte brach ein Fingernagel. Als wir einen Parkplatz
gefunden hatten, stand mir das schwerste meines bisherigen Lebens bevor. 30
Meter zum Festplatz!
[Bitte
erneut James Bond]
Nach diversen
Heul-, Fluch-, Panik- und “Lass mich hier einfach
zurück. Ich behindere dich sonst nur”-Attacken aufgrund meiner Schuhe
hatten wir es geschafft. Und es hatte sich gelohnt. Schon bald zog ich die
ersten Blicke auf mich. Ja! Ich würde diesen Krieg gewinnen! Dachte ich. Auch um
eins - die Band spielte nicht mehr, die Buden verkauften nicht mehr, die
Beleuchtung erhellte nichts mehr und die Bänke waren leer - war “Isi” nicht
aufgetaucht.
Vielleicht hätte man ihr sagen sollen, dass Krieg herrscht...
Eure
Marina (2005/06)
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